Hallo Ihr Lieben, am Wochenende war ich mit Freunden unterwegs auf einem Fest und wie das so ist, der Wein war extrem lecker, die Stimmung super ausgelassen und lustig und die Nacht mega kurz. Hat man nur ein paar Stunden schlafen können, spürt man am nächsten Tag noch den Restalkohol und die Müdigkeit in den Knochen – den Tag kann man also vergessen – dennoch bereue ich nichts. Aber mal ganz ehrlich, wie oft darf/kann ich mir solche Abende als Sängerin erlauben, wenn einem die Stimme eine gewisse Kultiviertheit abverlangt? Mein Thema diese Woche lautet: „Lebensstil als Sängerin: Einschränkungen und Ausbrüche”.

Tatsächlich ist das ein Thema, was mich ganz oft irgendwie beschäftigt, vor allem wenn man viel arbeitet, also viel singt und dafür fit sein muss. Ich beschreibe Euch mal so einen Arbeitstag, an dem ca 5-6 stündiges Singen Programm ist:
Geschlafen wird bis 7:30, der Kaffee und ein Brötchen stehen schon bereit (perfekt), dann schmeiß ich mich auf die Yogamatte und anschließend aufs Rad um den Kreislauf anzukurbeln (probiert es aus- das Einsingen ist so viel leichter), um 9:00 versuche ich im Theater zu sein, um mich einzusingen wenn die Probe um 10:00 beginnt. Ist die Partie und damit die Probe sehr anstrengend, dann gibt es in der Pause ein gekochtes Ei (Energie sage ich Euch). Um 14:00, nach der Vormittagsprobe, gibt es Mittagessen (möglichst nicht zu schwer) und nicht mehr lange, kommt das Kind auch schon aus der Schule. Beginnt die Abendprobe bereits um 18:00, gönne ich mir auf jeden Fall einen kleinen Mittagsschlaf. Ich weiß nicht wie es Euch so geht, aber ich packe es an manchen Tagen nicht ohne ein kurzes Hinlegen am Nachmittag. Rechtzeitig gehts wieder ins Theater, um sich nochmal einzusingen. Es gibt ja SängerInnen, die sagen, dass sie sich bei dem täglichen Singpensum doch nicht mehr einsingen müssen. Bewundernswert. Leider würde das bei mir ins Nichts führen 😉 . Die Abendprobe ist geschafft – puh – ein Bier mit Kollegen oder meinem Freund wäre jetzt unglaublich entspannend… Tja, sobald ich darüber nachdenke, schießt mir der nächste Tag durch den Kopf und die Anstrengung, die damit zusammenhängt. Also entschließe ich mich stattdessen rechtzeitig schlafen zu gehen, denn die Woche ist lang. Omann… Versteht mich nicht falsch, es ist ein mega schönes Gefühl fit und kraftvoll in den Proben zu sein und zu spüren, wie die Stimme sich den Szenen und der Musik hingibt. Läuft so ein Probentag richtig gut, macht mich das richtig glücklich. Dennoch weiß ich auch, wieviel Spaß so ein ausgelassener Abend macht. Ihr könnt Euch sicherlich vorstellen, dass die Konzentration auf Stimmhygiene, Ausgeruhtheit und Entspannung an Tagen, an denen ich Vorstellung habe, noch eine Ecke intensiver ist. Für die Dead Man Walking – Vorstellungen ab Januar 2019 habe ich mir jetzt schon überlegt, mir Powerriegel und alles, was sich so ein Sportler reinschieben würde mitzunehmen, um bei Kräften zu bleiben 🙂 . Ihr wisst ja, Singen ist Hochleistungssport. Aber jetzt mal im Ernst, die Frage: „Wie gehe ich an extremen Arbeitstagen mit mir um?” kann ja noch viel weiter führen. Oft höre ich von Kollegen, dass sie Tage vor einer Vorstellung schweigen oder auf gewisse Nahrungsmittel, wie Schokolade und Nüsse etc. verzichten, da das die Funktionalität der Stimme beeinflusse. Am Schlimmsten ist es bis zur Premiere im Winter durchhalten zu müssen, wenn Kollegen neben einem in Proben erkältet sind. Was ich mit alledem so festgestellt habe ist, dass sich die Neurosen, die man so im Laufe der Jahre entwickelt, keinesfalls abbauen je älter man wird – im Gegenteil. Die Konzentration auf den eigenen Körper, die eigene Stimme und auf das, was es braucht intensiviert sich immer mehr. So empfinde ich das jedenfalls. An dieser Stelle würde ich so gerne Eure Gedanken dazu erfahren. Was für Strategien fahrt Ihr an kalten und/oder arbeitsreichen Tagen?

Aber die Frage ist doch jetzt: Wie schaffe ich einen Ausgleich zu dieser Lebensweise?
Mein Plan: Ab und zu Ausbrüche einplanen. Ich liebe Ausbrüche!!! Und wenn so ein Ausbruch nicht spontan zu planen ist, setze ich mich wirklich über meinen Terminkalender und überlege, wann totale Ausgelassenheit möglich ist. In Form von Ausgehen, sich gehen lassen, mit dem Partner und mit Freunden feiern gehen, essen was man möchte und auch hin und wieder mal übertreiben. Meine Überzeugung dazu ist, dass das die Stimme auf jeden Fall packt und dass man es sich mal erlauben darf, die Neurosen vor der Tür zu lassen.

Wie seht Ihr das? Was für Erfahrungen und Gedanken habt Ihr hierzu? Schreibt mir.
Ich freue mich auf Euch!

Eure Nohad

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