Hallo Ihr Lieben, ein heiteres, spannendes und manchmal auch zermürbendes Thema, was mich immer wieder beschäftigt und ich mit Euch teilen möchte ist „Zitate, Sprüche und Prognosen“. Seit ich denken kann, setze ich mich damit auseinander, was mir über mich und meine Stimme so gesagt wird: Dinge, die einen weiter bringen und helfen und manches, was man direkt wieder wegpacken kann, sich aber trotzdem fest im Hirn verankert. Über vieles Gesagte, was unnötig war, kann ich mittlerweile lachen. Aber erzählen möchte ich Euch trotzdem davon.

Im Laufe der vor allem anfänglichen Sängerjahre fielen wirklich seeehr witzige Sätze, an die ich mich noch gut erinnere:
„Nohad, du standest da wie eine polnische Bäuerin.“ (Mein allererster Vortragsabend)
„Du leidest zu viel beim singen und nimm die Schultern zurück.“ (Immer wieder gehört)
„Nohad, deine Instinkte sind immer richtig, aber deine kulturelle Intelligenz…“ (Im Studium)
„Nohad, da ist irgendwo ein Knopf an dir, den müssen wir finden, dann gehst du stimmlich ab!“ (Wo bitteschön soll es so einen Knopf geben?)
„Wer sich grün macht, den fressen die Ziegen“ (Hoch aktuell, allgegenwärtig und absolut wahr)
„Nohad, Du hast eine gute Figur- nur gegen deine Beine kannst du nichts tun…“ (Es geht leider auch um Äußerlichkeiten in dem Beruf)

Es gab natürlich auch schöne Sätze:
„Mensch Nohad, da könntest du auch ein Telefonbuch singen, ich würde dir trotzdem total gebannt zuhören.“ (Nach einem Liederabend)
„Du bist wie ein Benziner-Rasenmäher- erst brauchst du etwas Zeit, um anzulaufen, dann aber mähst du alles nieder.“ (Das kommt, wenn ich einfach zu viel denke…)

Im Studium wurde ich für den szenischen Abend mit einer schwereren Partie betraut, genau zu der Zeit, als die Höhe mein absolutes Lernthema war. Höhe, vor allem Spitzentöne ist ein Thema, was jede(n) SängerIn irgendwann oder immer wieder beschäftigt. Eine großartige Sängerin sagte mir mal, dass sich selbst die großen Karrieresänger Höhe erarbeiten müssen- pro Jahr ein halber Spitzenton höher. Relativierende Gespräche mit Kollegen, da wir ja alle im selben Boot sitzen, sind sowas von bedeutend und wichtig während der beruflichen Laufbahn. Niemand ist alleine mit seinen „Baustellen“, oder etwa nicht? Jedenfalls gab es in dieser Partie einen exaltierten Spitzenton, der in jeder Probe meine ganze Aufmerksamkeit hatte mit der großen Bitte an mich selbst, dass er doch schön klingen möge. Am szenischen Abend dann dachte ich dieser hohe Ton wäre ganz gut gewesen, habe mich aber trotzdem hinterher in der Garderobe versteckt, um zu vermeiden, dass auch nur irgendjemand seinen Kommentar dazu abgibt. Doch dann hörte ich Menschen meinen Namen rufen. Ich traute mich also raus und das erste, was ich zu hören bekam war: „Na, der war ja wohl nix!“.
Ihr Lieben, so ist das. Aber auch das geht vorbei, denn eines Tages kann man das umsetzen, woran man lange geübt hat.

Wieviele Prognosen hört Ihr über Euer Stimmfach oder das, was Ihr mal werdet? Über die Rollen, die Ihr singen sollt und die, die in einigen Jahren auf Euch zukommen? Wetten, dass Ihr dazu auch viel erzählen könnt?! Stimmfach ist wirklich ein spannendes Thema.
Angefangen habe ich als Sopran, dann wurde ich ins Zwischenfach gesteckt. Ein Sopran war ich nicht, ein Mezzo auch nicht, weil keine Tiefe da war. Als sie dann im Laufe der Zeit kam, war ich Altistin, wurde jedoch schlussendlich ins Mezzosopran-Fach gesteckt. Dann wird dir erzählt, du kämest demnächst ins Jugendlich-dramatische Fach… heieiei.
Schubladendenken ist aktuell, weil Menschen einordnen möchten. Das ist prinzipiell auch nicht verkehrt. Wichtig ist nur offen zu bleiben für die eigene Entwicklung und der mögliche Verlauf der Stimme. Die Erfahrungen zeigen, dass die eigene Entwicklung unvorhersehbar ist, da sie von so vielen Faktoren abhängt: Welchen Lehrer man hat, wieviel Raum die Entfaltung der Persönlichkeit bekommt und wie sich auch der Körper entwickelt. Wichtig ist der Satz meiner Lehrerin:
„Wer sich grün macht, den fressen die Ziegen.“, was bedeutet, dass jeder mit seiner eigenen Stimme singen und sich nicht, um zu gefallen, in jede beliebige Richtung verbiegen soll, nur weil das erwartet wird, denn dann verliert man sich.

Der wahrscheinlich wichtigste Beitrag zu dem Thema ist, dass mir vor einigen Jahren von jemandem, den ich sehr ernst genommen habe, gesagt wurde, dass die Oper für mich nichts sei, da ich nicht interessant genug bin. Ich singe zwar schön, doch es gäbe genügend andere Sängerinnen, die die entsprechenden Arien besser präsentieren können. Das hat mich getroffen und länger beschäftigt und wie gesagt, man vergisst solche Sätze nicht so einfach. Ich habe mir immer vorgenommen jemand zu sein, der stets selbstreflektiert ist und erkennt, wenn ein Weg endet. Mein Ehrgeiz hat mich nicht aufgeben lassen und mit Hilfe meiner Lehrerin, der ich sehr vertraue und den Menschen, die mich darin unterstützten, habe ich es auf die Opernbühne geschafft. Seit fünf Jahren stehe ich da schon, genieße es und bin sehr dankbar darüber!!

Vieles, was einem gesagt wird ist nicht böse gemeint. Diejenigen, denen man vertrauen kann, ob Kollegen, Mentoren, Dirigenten oder der eigene Lehrer wollen einem nur das Beste. Doch es ist wichtig selektieren zu lernen, sich für die richtigen Wege zu entscheiden, zu lernen was man selbst kann und was nicht und sich dann immer mehr zu vertrauen.

Eure Erfahrungen und Gedanken zu dem ganzen Thema würden mich sehr interessieren, daher freue ich mich über jeden Kommentar von Euch!

Eure Nohad

 

 

 

 

 

 

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