Hallo Ihr Lieben, in diesem Beitrag dreht es sich um das Thema „Kollegen”. Mir ist in den letzten Jahren immer klarer geworden, wie wichtig eine gute Bindung zu den eigenen Kollegen ist, ob Gesangskollegen, Kollegen aus dem Orchester, Dirigenten, Pianisten –  einfach alle. Man bekommt viel zu lange im Laufe der jungen Jahre vermittelt, dass es nur Kampf um Stellen gäbe, dass um einen herum nur Konkurrenz und Eifersucht oder Missgunst existiere. Mittlerweile denke ich, dass dieser Sängerberuf schon einsam genug sein kann, im Bezug auf eigene Unsicherheiten, Druck, Jobs, Vorsingen etc… Warum also sollte man sich dagegen wehren sich zusammen zu tun, gemeinsam durch Opernproduktionen zu gehen, Erfahrungen auszutauschen und auch Vertrauen zum anderen zuzulassen? Von meinen Erfahrungen und Gedanken hierzu möchte ich Euch berichten.
Das Studium ist eine wertvolle und wichtige Zeit für uns Sänger/Innen, vor allem wenn man das Glück hat bei dem richtigen Lehrer gelandet zu sein. Nicht nur die Stimme muss wachsen, sondern auch die eigene Persönlichkeit, das Selbstvertrauen und starke Nerven. Ich fand die Zeit toll, ich habe es geliebt zu studieren und ich hatte das Glück die richtigen Lehrer zu haben. Allerdings war das auch eine alles entscheidende Zeit für Jedermann. „Wer wird gut genug sein, um im Sängerberuf zu bestehen?” – „Ist die „Mezzosopranistin”, ob in der gleichen oder in der anderen Gesangsklasse besser, als man selbst?” – „Welche Partien und Arien kann ich singen und können die anderen das besser?”, und und und… .
Viele Fragen, die ganz automatisch dazu führen, dass man sich vergleicht oder verglichen wird. Dann beginnt man sich einzubilden, dass wenn man etwas über sich und sein technisches Wissen ausplaudert, man schnell überholt wird oder einem etwas weggenommen wird. Was für ein Quatsch! Diese Gedanken kamen nicht nur aus mir heraus. Es liegt in der Natur des Ganzen, dass Konkurrenzgedanken geschürt werden. Das gehört dazu. Doch entscheidend ist, was man daraus macht.

Als ich meinen Festvertrag erhielt, bin ich mit klaren Plänen an den Job ran:
Auf keinen Fall werde ich zu viel von mir preisgeben, ich werde mich immer mega professionell zeigen und ich vertraue nur ganz wenigen Menschen. Was glaubt Ihr, was das mit einem macht? Meine Außenwirkung war im Endeffekt nicht die, die ich haben wollte. Ich habe viel Skepsis mir gegenüber ausgelöst und das hat mir die Anfangszeit nicht gerade leicht gemacht. Es hat tatsächlich etwas Zeit gebraucht, um das zu bemerken. Dennoch, was ich dann im Laufe der Jahre erfahren habe, hat mir gezeigt, dass viele einem nur Gutes wollen, da wir alle doch das gleiche Ziel haben, nämlich die Musik, tolle Inszenierungen und eine gute Arbeitsenergie. Es ist ein Geschenk mit Dirigenten zu arbeiten, die mit einem musizieren wollen und die an einen glauben. Erst dadurch entfalten sich die eigenen Qualitäten voll und ganz.
Vor einiger Zeit hatte ich in einer Probe eine Gesangskollegin sitzen, die einfach nur da war, um sich das einmal anzuhören. Mir ging es an dem Tag nicht gut. Sie hat das direkt aufgefangen und mir wertvolle und helfende Dinge gesagt. Bei ihr wusste ich auch, dass sie damit vertrauenswürdig umgehen würde. Dank einer anderen Kollegin habe ich durch Yoga zu viel mehr innerer Ruhe und damit auch zur körperlichen Kraft gefunden. Denn ganz ehrlich, das mit der Ruhe in sich ist nicht immer einfach beizubehalten.
Das Privatleben lässt sich nicht immer so leicht vom Beruflichen trennen. Als es vor ein paar Jahren große private Umbrüche bei mir gab und ich das mit der musikalischen Leitung kommuniziert habe, waren sie für mich da. Mir wurde der Rücken frei gehalten.
In der letzten Spielzeit durfte ich eine wundervolle Partie singen. Sie war aufregend, es gab viel zu singen, man war fast die ganze Zeit auf der Bühne. Das war unglaublich toll. Doch Ihr wisst, wieviel Selbstkonzentration so eine 6-wöchige Probenzeit oder auch jede Vorstellung braucht. Trotz, dass man genau weiß, was man tut und wie schön es ist auf der Bühne zu stehen, war es ein absolutes Geschenk eine Kollegin zu haben, die mir Support Dank ihrer schon sehr langen Bühnenerfahrung gab und die mir geholfen hat leicht neurotische Gedanken zu relativieren, weil wir sie nämlich ALLE haben. Ja, wir alle haben mehr oder weniger Neurosen und sind aufgeregt, wenn es um was geht! Hinzu kommt, dass so ein Zusammenhalt dazu führt, dass man unglaublich schön auf der Bühne miteinander spielt. Das transportiert sich nach außen und beglückt das Publikum. Eine andere Kollegin wandte sich vor einiger Zeit an mich, weil sie Angst hatte in vielerlei Hinsicht benachteiligt zu sein und bat mich ihr mal zu erzählen, wie sich die Themen, die sie beschäftigen auf mich so auswirken. Ich habe ihr alles offen erzählt. Am Ende war sie dankbar um die Offenheit, weil sie dachte, es ginge nur ihr so. Der Austausch ist mir so enorm wichtig geworden. Ich könnte noch so viele Beispiele nennen und das betrifft nicht nur das eigene Ensemble, sondern auch das Orchester, was einen durch die Partien trägt, mit denen man auch bei Kammerkonzerten Verbundenheit spüren und unglaublich toll musizieren kann. Oder Schauspieler, von denen man auch so unglaublich viel, was den Umgang mit Texten und spielerischer Lust betrifft, lernen kann.
Danke an alle, auch an die, die ich jetzt nicht spezifisch erwähnt habe, aber durchaus auch gemeint sind. Durch Wissensaustausch und Verbundenheit lassen sich viele Ängste abbauen, man fühlt sich nicht mehr allein und man bereichert sich total.

In diesem dankbaren Sinne ganz liebe Grüße

Eure Nohad

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